Schon vor 200 Jahren handelte die Familie Schagen in
Düren mit Tuchen
Am 3.3. des Jahres 1800, also vor genau 200 Jahren, heiratete der Kaufmann Johann
Daniel Schagen die Maria Sofia Margarethe Jansen. Die Trauung fand im
Sitzungssaale der Munizipalverwaltung der Gemeinde Linnich statt. Die Braut,
gerade 22 Jahre alt, war die Witwe des Zacharias Flügel, Kaufmann in Düren, ein
Bruder des Johann Heinrich Flügel, Tuchfabri-kant, der als erster evangelischer
Bürgermeister in die Geschichte Dürens einging. Die Familie Johann Daniel
Schagen und Maria Sofia Margarethe Jansen lebte und wirkte in Linnich in der
Kirschstraße, die traditionelle Straße der Händler und Kaufleute.
Ihren Sohn Johann Heinrich Schagen zog es in
die aufblühende Badestadt Aachen, wo er das Handelsgewebe lernte und sich bald
in der Großkölnstraße niederließ - die Großkölnstraße, damals wie heute die
Einkaufsmeile für die Aachener und die Besucher der weltoffenen Stadt an der
niederländischen Grenze -. Johann Heinrich Schagen konnte die Früchte seines
Schaffens nicht genießen. Er starb mit 35 Jahren nach 7 Jahren Ehe und
hinterließ seine Witwe mit 4 unmündigen Kindern. Sie war die bereits mit 9
Jahren verwaiste Tochter des Peter Eussen aus Voerendahl, ein Schuster in der
Aachener Mostertstraße, die Armeleutestraße, gleich um die Ecke der
wohlhabenden Gewerbe- und Handelsstraßen der Aachener Innenstadt. Diese vom
Schicksal so unfreundlich behandelte junge Witwe führte nun den Laden unter dem
Firmennamen Witwe Schagen erfolgreich weiter. Sie baute damit die tragende
Brücke für die über Generationen fortgeführte
Familientradition,
nämlich für den Handel und/oder die Verarbeitung von Textilien. Sie stirbt
80-jährig als Kaufhändlerin in der Großkölnstraße 77/78.
Ihr Sohn Heinrich Schagen führte ihr feines Wäschegeschäft zu höchster Blüte.
Der ältere Sohn Daniel gründete in der Pontstraße eine Näherei für Röllchen und
Chemisetten. Zur Erklärung der Begriffe: Röllchen und Chemisetten gehörten in
der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den wichtigsten Accessoires der
männlichen Garderobe. Die Röllchen blitzten als Manschetten aus dem
Anzugsärmel, die Chemisetten wurden wie Lätz-chen um den Hals geknüpft und
leuchteten weiß und steif aus dem An-zugsausschnitt. Der vornehme Herr konnte
durch diese variablen Bestandteile seines Outfits den schnellen Verschleiß
durch allzu häufiges Waschen und Bügeln seiner Hemden vermeiden und sah doch
immer "wie aus dem Ei gepellt" aus.
Mit der
Wende zum 20. Jahr-hundert änderte sich die Mode. Der Sohn von Daniel Schagen,
Friedrich Schagen, unser Großvater, stellte die Produktion auf die Herstellung
von Herrenhemden um. Er ließ in der Aachener Krefelderstraße ein beachtliches
Fabrikgebäude bauen, auf dessen Dach noch heute in Großbuchstaben "Daniel
Schagen" zu lesen ist. Er exportierte seine Waren nach Rußland und in die
USA. Als er 1927 mit 51 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam. waren seine
Kinder alle noch zu jung, um die Verantwortung für die Fabrik zu übernehmen.
Sie ging in die Hände seines Prokuristen über, der den Markennamen Daniel
Schagen später an Seidensticker in Bielefeld verkaufte. Die Kinder der Familie
Schagen setzten die Familientradition im textilen Einzelhandel fort. Sowohl die
Tochter Hilde als auch der Sohn Fritz hatten bis in die Anfänge der 50er Jahre
je ein Wäschegeschäft in der Aachener Innenstadt.
Der jüngste Sohn Herbert dehnte diese Geschäftstätigkeit im Jahr 1950 auf das
nahe gelegene Düren aus.
Das über die Stadtgrenze Dürens hinaus bekannte Wäsche- und Strumpfgeschäft
Schagen feiert also in diesem Jahr sein 50jähriges Bestehen. Am 7. Oktober
eröffnete der Kaufmann Herbert Schagen zusammen mit seiner Frau Ruth Schagen,
geb. Jobs, in der Kölnstraße 5 einen Laden, in welchem Damen- und Herrensocken
sowie Taschentücher und Handschuhe angeboten wurden. Zunächst ersetzte eine
Zigarrenkiste die Kasse; und die Theken und Regale hatten schon bessere Tage
erlebt.
Im Sommer 1951 erwarben Herbert und Ruth Schagen das Haus in der Wirtelstraße.
Endgültig
etablierte sich das Geschäft, nachdem Ruth Schagen ihren Mann im Jahre 1958
überzeugen konnte, Damenwäsche zu ordern und anzubieten. Durch diesen Erfolg
war es später auch kein Risiko, Herren- und Kinderwäsche in das Sortiment
aufzunehmen.
Mittlerweile leiten die Töchter der Familie das Geschäft, was seit der Eröffnung
eines separaten Damenwäsche- und Dessousgeschäftes im März 1998 im daneben
liegenden Ladenlokal weiterhin gute Umsätze verspricht.
Im Mai 1999 wurde im Internet ein Online-Shop eröffnet:
www.schagen.de
Im Jahr 2000 kann die Familie Schagen nicht nur auf das 50-jährige
Firmenjubiläum zurückblicken, sondern auch auf 200 Jahre Handel und Wandel im
Raum Düren, Linnich und Aachen, auf Zeiten, die gekennzeichnet waren durch
stets wechselnde Anforderungen, denen sie sich immer wieder gewachsen zeigte.
Der Name Schagen steht so nicht nur für Tradition, sondern auch für Know-How
und Qualität.